Marco Büchel
Skirennläufer der Weltspitze erzählt über seine Karriere
im Jahr 2010 sind Sie vom aktiven Skirennsport zurückgetreten. Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt gefallen und haben Sie die Zeit als Sportler nie vermisst?
Beim Zeitpunkt meines Rücktrittes fiel ein enormer Druck von meinen Schultern. Ich fühlte mich befreit. Gleichzeitig war ich aber auch traurig. Ich bin ja nicht zurückgetreten, weil ich den Skirennsport nicht mehr liebe. Im Gegenteil, hätte ich nur auf mein Herz gehört, wäre ich gerne noch zehn Jahre länger dabei geblieben. Der Zeitpunkt war jedoch optimal gewählt, da ich mich alterstechnisch auf dem «absteigenden Ast» befand. In der ersten Wintersaison nach meinem Rücktritt habe ich den Skirennsport enorm vermisst. Mittlerweile bin ich aber in meinem neuen Leben angekommen.
Ich bin in ein neues Berufsfeld eingestiegen und darf viele interessante Projekte begleiten. Mein Vorteil ist, dass ich weiterhin für meine früheren Partner tätig sein darf. Hinzugekommen sind weitere spannende Zusammenarbeiten, wie beispielsweise meine Tätigkeit für das ZDF als Co-Kommentator und Ski-Experte. Im körperlichen Bereich gab es auch eine Veränderung. Ich habe 15 Kg meines Gewichtes verloren und die Ausdauersportart Alpin-Marathon für mich entdeckt. Das „Wettkampf-Gen“ hingegen habe ich abgelegt. Der Spaß und die körperliche Betätigung stehen immer im Vordergrund.
Im Vordergrund sollte unbedingt der Spaß am Element Schnee und die Begeisterung für das Skifahren auf der Piste stehen. Diese Freude sollte so lange wie möglich erhalten bleiben. Gleichzeitig sollten die äußeren Strukturen und das persönliche Umfeld gegeben sein, damit sich der junge Athlet oder die Athletin in Ruhe und nachhaltig entwickeln kann. In welche Richtung sich letztendlich eine «Karriere» entwickelt, sollte möglichst lange offen bleiben.
Absolut. Wettkämpfe im Spitzensport dienen schließlich als Unterhaltung für das Publikum. Sportler sind in diesem Sinne wie die Darsteller in der Arena. Sie liefern die Emotionen, die den Sport so faszinierend machen. Von daher ist ein Spitzensportler gewissermaßen auch ein Entertainer.
Ich habe während meiner Karriere an sechs Olympischen Spielen teilgenommen und war immer stolz, ein Olympionike zu sein. Olympia ist das Größte, das ein Sportler anstrebt. Dort zuoberst auf dem Podest zu stehen, ist die Erfüllung des Traumes, welcher jeder Athlet in sich trägt. Leider blieb mir ein Medaillen-Gewinn verwehrt. Dies ist das Einzige, das mich nach dem Abschluss meiner Karriere etwas schmerzte.
Im Grunde ist jeder Fehler ein weiterer Baustein auf dem Weg an die Weltspitze. Es ist deshalb wichtig, Fehler zu machen, und daraus zu lernen. Dies ergibt Erfahrungen, auf welche man immer zurückgreifen kann. Grundsätzlich ist es wichtig, die Freude zu erhalten und den Sport nicht nur bitterernst zu nehmen.
INFOBOX
©Mattis Kummer
Seit seinem Rücktritt ist Marco Büchel nun Entertainer und Co-Kommentator und Ski-Experte beim ZDF. Er ist auch über eigentliche Sportübertragungen hinaus als Radio- und Fernsehmoderator tätig. Der ehemalige Skirennläufer lebt mit seiner Frau Doris in Triesenberg. Er ist Athletenbotschafter bei der Entwicklungsorganisation ‚Right to Play‘ und ist für die Organisation ‚Wings for life’ tätig. In Liechtenstein ist er im Stiftungsrat Special Olympics. Marco Büchel ist Gelegenheits-B.A.S.E.-Jumper und in Besitz der liechtensteinischen und schweizerischen Staatsbürgerschaft.
Siege sind schön und der Lohn für all die harte Arbeit. Ganz oben zu stehen ist unbeschreiblich. Aber aus meinen Siegen habe ich selten etwas gelernt. Aus den Niederlagen muss man lernen. Nur wer versteht warum er/sie verloren hat, und daraus die richtigen Schlüsse zieht, kommt voran. So oder so ist der sportliche Wettkampf eine optimale Lebensschule.
Anhand meiner Erfahrungen möchte ich aufzeigen, dass nicht jeder Weg und jede Karriere linear steil nach oben verlaufen muss. Sehr oft braucht es einen Umweg, um ans Ziel zu gelangen. Dabei ist es wichtig, die Motivation nicht zu verlieren. Und der größte Multiplikator für die Motivation ist die Leidenschaft. Solange ich erfüllt bin durch meine Tätigkeit und ein Ziel vor Augen habe, bin ich bereit mehr zu tun, um erfolgreich zu sein.
Es hat keinen Sinn, dass ich mich für einen Zweck engagiere, zu welchem ich absolut keinen Bezug habe. Das heißt, ich muss in erster Linie authentisch dahinterstehen. Sowohl die Stiftung «Right to play», «Wings for Life», wie auch «Special Olympics Liechtenstein» vertreten Werte und Hintergründe, mit denen ich mich absolut identifizieren kann. Ich bin zwar selber kein Vater, aber ich engagiere mich auch sehr gerne für Kinder. Ich hatte in meinem Leben sehr viel Glück und erachte es quasi als meine Pflicht, benachteiligten Menschen zu helfen.