Florian Kryenbühl
Warum Maßskischuhe Skifahren erst wirklich toll machten
bei Ihnen bekommen wir den perfekt angepassten Skischuh, dank neuster Technik ist das heut zu Tage kein Problem. Aber wie war das vor 20 Jahren mit dem Anpassen? Ihr Unternehmen existiert ja schon seit 1966, da haben Sie doch sicher schon eine Menge mitbekommen.
Da ich den Skischuhbereich 1999 von meinem Vater übernommen habe, kann ich nicht im Detail darüber berichten, wie es vor 20 Jahren war. Aber an der Problematik, dass jeder Fuß unterschiedlich ist und so die Modelle ab der Stange gerne drücken, hat sich nichts verändert. Früher gab es noch geschäumte Lederschuhe, Schuhe die mit Wachs ausgegossen wurden und solche die man mit einem Silikonspray einsprühen musste um überhaupt hinein zu kommen. In den 80ern kam der Thermoinnenschuh von Raichle, welcher heiß gemacht wurde und sich dann dem Fuß anpasste. Der Skisport war und ist von der Innovation geprägt, so kommen neue Techniken und verschwinden wieder, wenn sie sich nicht bewährt haben. Darum kann man immer gespannt sein, was es Neues gibt. So wird es nie langweilig.
Haben Sie noch Schuhe aus den Anfangszeiten? Und wie haben die ausgesehen?
Ja, das gehört zu meiner Leidenschaft. Ich sammle ganz alte und besondere Ski- und Skischuhmodelle, welche wir in unserem Geschäft ausstellen. So haben wir noch ein Modell aus den Anfangszeiten, welches von Hand genäht wurde und auf der Innenseite mit Fiberglas verstärkt ist und eigens für einen Rennfahrer angefertigt wurde. Eine weitere Besonderheit sind maßgefertigte Schlittschuhe, welche mein Vater für den mehrfachen Schweizermeister und Olympiateilnehmer Franz Krienbühl anfertigte. Er erreichte bei den Olympischen Spielen 1976 als 47-jähriger den achten Platz und war Erfinder des heutigen engen Einteilers.
Wichtig ist, dass unsere Kundschaft einen Termin vereinbart, denn nur so können wir uns auch für jeden Kunden die nötige Zeit nehmen, um einen perfekt sitzenden Skischuh zu produzieren. Für den ersten Termin, bei welchem wir das Anmessen vornehmen, benötigen wir eine Stunde Zeit. Eine weitere Stunde wird die Schale in der Werkstatt bearbeitet und in Form gebracht, danach muss der Schuh auskühlen und abstehen. Für die Endfertigung des Skischuhs brauchen wir nochmals rund eine Stunde, dann ist der Skischuh fertig und für den Kunden einsatzbereit.
Wie so oft im Leben ist das Wichtigste das Zuhören. Darum beginnen wir immer damit, dass uns der Kunde von seinen bisherigen Erfahrungen mit Skischuhen erzählt. Das ist sehr interessant und auch hilfreich für die Wahl des richtigen Skischuhs. Als nächstes wird der Fuß palpiert, das heißt, der Fuß wird abgetastet. So werden weitere mögliche Problemstellen erkannt. Danach wird der Fuß mit der neusten 3D Technik millimeter genau vermessen. Anhand dieser 3D Daten werden im Skischuhatelier die Leisten für das ausgewählte Modell auf den Fuß angepasst. Hierbei wird auf die individuelle Anatomie des Fußes Rücksicht genommen, häufig muss im Bereich vom Knöchel oder Hallux die Schale stärker angepasst werden. Je nach Fußform werden orthopädische Einlagen hergestellt, welche in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und Rennfahrern eigens für den Skisport entwickelt wurden. Zum Schluss werden die verschiedenen Komponenten zusammengefügt, das geschieht mit dem Ausschäumen des Lederinnenschuhs. Danach ist der Schuh fertig und der Kunde kann seinen Mass-Skischuh mit nach Hause nehmen.
Wir arbeiten mit den verschiedensten Marken und Modellen. Ein Modell eignet sich zum Beispiel sehr gut für die Anpassung an starke Waden, ein anderes Modell bietet viele Möglichkeiten um an einem hohen Rist und einen breiten Vorfuss anzupassen. Natürlich versuchen wir auch die modischen Wünsche des Kunden zu berücksichtigen, aber in erster Linie muss die Schale an den Fuß passen und für das jeweilige Problem geeignet sein.
INFOBOX
Im schweizer Unteriberg finden wir Florian Kryenbühl und sein Team von „mass-skischu.ch“. 1966 wurde das Schuhgeschäft eröffnet, Skischuhe waren von Anfang an mit im Sortiment. Nicht jeder Standard-Schuh passt auch an alle Fußformen, somit waren Druckstellen vorprogrammiert. Schon in frühen Zeiten wurden die Skischuhe mit damaligen Mitteln angepasst, heute ist es dank neuster Technik und Materialien möglich für jeden Fuß den perfekt sitzenden Skischuh anzupassen. Seit 1999 ist Florian der Kopf des Teams, er verbindet neuste Erkenntnisse der Orthopädie mit den bewährtesten Techniken der Massanpassung. Heute ist es möglich durch die 3D Fußvermessung den Fuß perfekt zu vermessen. Somit wird es möglich, anatomisch bedingte Probleme zu erkennen und zu berücksichtigen. Der Schuh kann dank der genauen Vermessung perfekt angepasst werden. Problemstellen werden noch zusätzlich gepolstert, damit später auf der Piste alles perfekt sitzt. Mit einem Maßskischuh wird wieder jeder Skiurlaub zu einem angenehmen Vergnügen, keine schmerzenden Füße mehr oder entzündete Schienbeine.
Infos: www.mass-skischuh.ch
Nein, das ist im Moment noch Zukunftsmusik. Mit einem 3D Drucker laufen bei uns erste Versuche eine funktionsfähige Skischuhschale herzustellen. Doch noch hält das Material nicht den hohen Belastungen stand.
Exponierte Stellen am Fuß werden mit kleinen Polstern abgedeckt, um diese später im Skischuh stärker zu entlasten. Danach ist der Schuh fertig und der Kunde kann seinen Mass-Skischuh mitnehmen.
Wenn beim Fahren die Bewegung und der Druck hinzukommen, können bei stark belasteten Punkten Druckstellen entstehen. Die Schale kann dann natürlich auch nachbearbeitet werden. Da wir immer mit Leisten arbeiten, können wir auch zu einem späteren Zeitpunkt Anpassungen an der Schale vornehmen und der geschäumte Innenschuh passt so immer noch optimal in die Schale.
Beim Vacuum-Skischuh wird der spezielle Kunststoff von Fischer an den Fuß gedrückt und übernimmt so die Kontur vom Fuß. Beim geschäumten Schuh wird dies vom Schauminnenschuh und der angepassten Schale gemacht. Ebenso wie beim geschäumten Skischuh werden die exponierten Stellen am Fuß vorgängig abgepolstert, um Druckstellen zu verhindern. Weil sich das Fischer Vacuum-Plast Material bei geringer Temperatur leicht anpassen lässt, verwenden wir auch diese Skischuhe zum Schäumen. Das heißt, wir kombinieren die beiden Anpassungsmethoden und nutzen die jeweiligen Eigenschaften, um unseren Kunden einen optimalen und bequemen Mass-Skischuh zu produzieren.
Sie haben Zuhause im Schrank sicherlich nicht nur ein eigenes Paar Mass-Skischuhe. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, wo sind Sie am häufigsten auf den Skiern unterwegs? Haben Sie ein Lieblingsskigebiet?
Wir haben das Glück, dass eines der besten Skigebiete unterhalb von 2000 Metern keine fünf Minuten von uns entfernt liegt. Darum sind wir, so oft es geht, auf den immer top präparierten Pisten im Hoch-Ybrig unterwegs und genießen nach den intensiven Abfahrten die sonnigen Stunden im Alprestaurant Steigaden.
Jetzt haben wir es fast geschafft. Gab es in Ihrer ganzen Zeit des Bauens von Skischuhen Erlebnisse oder Geschichten, die total ausgefallen waren und die Sie wohl so schnell nicht mehr vergessen werden?
Da gibt es natürlich die ein oder andere Anekdote die mir geblieben ist. Am schönsten ist es immer, wenn wir jemandem, der die Hoffnung auf schmerzfreies Skifahren schon fast aufgegeben hatte, helfen konnten und eine Dankeskarte aus seinen Skiferien bekommen, wo er die Abfahrten wieder genießen kann.