Silvano Beltrametti

Hotelier und Mono-Ski Fahrer / Lenzerheide

Als Rollstuhlfahrer auf der Skipiste: Silvano Beltrametti macht es vor

Silvano Beltrametti

Hotelier und Mono-Ski Fahrer / Lenzerheide
Silvano Beltrametti lebt in der Lenzerheide und sitzt im Rollstuhl. Silvano Beltrametti stand schon in jungen Jahren auf den Ski und entwickelte sich schnell zu einem Schweizer Top Ski Rennfahrer. Er gehörte zu den Top 10 der Weltrangliste in der Abfahrt. Im Dezember 2001 stürzte er so schwer bei einer Abfahrt, dass er sich eine Fraktur in der Brustwirbelsäule zuzog und sein Rückenmark zertrennt wurde. Diese schwere Verletzung veränderte sein Leben und zwang ihn in ein Leben im Rollstuhl.
Hallo Herr Beltrametti,
Nach Ihrem Unfall stand eine neu Ausrichtung Ihres Berufslebens und sozialen Umfeld auf dem Plan. Ist es Ihnen schwer gefallen Ihr Leben neu zu ordnen und Fuß zu fassen?

Ich musste mich komplett neuorientieren und vom alten loslassen. Klar braucht es da Zeit um wieder Fuss zu fassen und auch beruflich wieder erfolgreich zu sein. Mit großem Einsatz, Arbeitswille und neuen Zielen und Visionen konnte ich dies aber sehr gut umsetzen und kann heute als Hotelier im Berghotel Tgantieni mit meiner Frau zusammen sehr erfolgreich sein. Dies freut mich sehr

Sie absolvieren eine weitere Ausbildung zum techn. Kaufmann und engagierten sich sehr im Bereich Sport Management als Projektleiter für Events bei GFC Sport Management AG. Half Ihnen die Ausbildung in dieser Branche einen guten Start zu finden und sich schnell einen „Namen“ im Event Management zu machen?

Ich bekam nach dem Unfall die Chance im Sport Management einzusteigen und sicherlich half mir dabei der Sport. Nur bin ich als Spitzensportler und gelernter Zimmermann auch angewiesen, die Schulbank im kaufmännischen wieder zu drücken. Die Ausbildung zum Technischen Kaufmann hat mir sehr geholfen, auch im Beruf wieder Fuss zu fassen und erfolgreich zu sein. Das Eventmanagement habe ich dann nach rund 6 Jahren nach dem Unfall losgelassen und bin bei meiner Frau im Familien Hotelbetrieb eingestiegen. Das Sportmanagement kann ich heute noch mit meiner Aufgabe als OK Präsident der Weltcuprennen auf der Lenzerheide nutzen.

Sie betreuen große Projekte wie die „Schweizer Nacht des Schneesports“ oder waren Geschäftsführer der Internetseite „skionline.ch“. Was gab es noch für Projekte und welche haben Ihnen am meisten Spaß gemacht?

Dies ist nun Geschichte und es waren Projekte in der Anfangszeit meiner neuen beruflichen Neu-Ausrichtung. Gelernt habe ich viel aus jedem Projekt. Freude und Spaß macht mir das Arbeiten mit Leuten, neues umzusetzen.

Sie sind OK Präsident der Weltcuprennen in Lenzerheide und organisieren das jährlich stattfindende internationale Jugendskirennen bei Ihnen in der Heimat. Haben Sie noch neue Projekte im Kopf oder arbeiten schon an einer weiteren Idee für die Zukunft?

Nebst der beruflichen Challange als Hotelier genügen diese beiden Projekte. Sie fordern mich genug und es ist schön, im Sport noch etwas bewegen zu können. Auf eine andere Arte als damals als Skirennfahrer.

Seit 2009 führen Sie mit Ihrer Frau gemeinsam das Familieneigene Hotel, Ihre Frau ist bereits 15 Jahre im Betrieb tätig. War es für Sie eine große Herausforderung, eine neue, ganz andere Berufliche Laufbahn einzuschlagen neben dem sportlichen Engagement?

Berufliche Veränderungen sind immer auch eine Herausforderung und natürlich war vieles für mich Neuland und ich wusste nicht, was die Neuausrichtung alles mit sich bringt. Ich bin aber sehr glücklich und stolz und ich kann immer auf meine Frau so zählen. Sie unterstützt mich tagtäglich immer wieder.

Silvano Beltrametti im Mono ski

©Silvano Beltrametti

Vor Ihrem Unfall waren Sie ein erfolgreicher Skirennfahrer, war für Sie sofort klar „Ja ich will wieder auf die Bretter..“ oder gab es erstmal ein paar Hemmungen oder gar Angst sich wieder in den Schnee zu wagen?

Für mich war schnell klar, dass ich wieder zurück auf die Skipiste möchte. Ich bin in einer Skiregion aufgewachsen und es schmerzt, wenn man dieses Hobby nicht mehr mit Freunden teilen kann und bei schönen Wintertagen nicht auch mal raus auf die Bretter kann. Es war nicht einfach, an einem Kinderlift wieder anzufangen und nach zwei Meter fahrt ohne richtiges Gleichgewicht wieder hinzufallen, aufstellen zu lassen. Ich bin aber sehr froh, habe ich dies gemacht und hat mir dabei mein Umfeld so gut geholfen.

Jeder kann es schaffen, der Wille und Kampfgeist zählt
Als Sie die Entscheidung getroffen haben, die Leidenschaft das Ski fahren nicht aufzugeben und den schweren Weg mit der Einschränkung auf sich zu nehmen und mit dem Mono Ski einen kleinen Neuanfang zu wagen. Gab es Ihnen neue Hoffnung? Wie war dieser Moment als Sie das erste Mal die Pisten runtergefahren sind?

Es war ein riesiges Glücksgefühl. Ich war Stolz, wieder etwas erreicht zu haben. Mit dem Monoskibobfahren habe ich wieder ein Hobby gefunden, welches mir sehr gut tut und mir Energie und Power für „steinigere“ Zeiten gibt

INFOBOX

Lenzerheide - Foto Silvano Beltrametti ©Silvano Beltrametti

Das schneesichere Skigebiet Arosa Lenzerheide überzeugt mit 225 präparierten Pistenkilometern bis auf 2865 m. Breite Pisten, auf denen Kurven mit grossen Radien gezogen werden oder Steilhänge, um richtig in die Kanten zu steigen, lassen die Herzen der Wintersportler höher schlagen. Für ganz besondere Pistenerlebnisse stehen Angebote wie SnowNights, Vollmondabfahrten oder EarlyBird für Ihre Skiferien in der Schweiz zur Verfügung. In Arosa Lenzerheide wird Ihr Skiurlaub zum unvergesslichen Erlebnis

Infos: www.lenzerheide.com

Sehen Sie es als „zweite Chance“ das Sie noch auf Mono Ski die Pisten runter fahren können? Sollte man Menschen mit Einschränkung Hoffnung machen, dass sie es mit genügend Willen auch können eine neue sportliche Herausforderung einzugehen und sich in den Schnee zu wagen?

Ja sicherlich, ich kann es nur weiterempfehlen. Der Sport gibt mir nach wie vor sehr viel Energie und ist für mich auch eine Möglichkeit vom Alltag mal zu entfliehen und wunderschönes Hobby. Das es nicht einfach ist, dies wieder zu erlernen und es sehr viel Arbeit braucht, dies ist auch klar.

Haben Sie einen Geheimtipp für Menschen mit einer Einschränkung, dass sie sich auch trauen den Schritt zu gehen und einmal etwas neues auszuprobieren, das Ski fahren?

Man steht im Leben immer wieder vor neuen Herausforderungen. Mir hat mein Leben gezeigt, dass es besser ist, wenn man sich Ziele steckt und neues auch ausprobiert. In jeder Hinsicht wird es sich lohnen, den Schritt zu gehen und zu versuchen, seine Träume auch zu verwirklichen. Klar gibt es dabei auch Rückschläge und Zeiten, die nicht so gut laufen. Dies muss man auch akzeptieren.

Würden Sie Ihr Hotel als Barriere frei sehen? Oder gibt es überhaupt Ski Hotels die auf die Bedürfnisse Eingeschränkter Menschen eingehen und diese auch umsetzen können?

Ja, wir sind barrierefrei und haben einen Betrieb der einem aktiv Rollstuhlfahrer die Möglichkeit bietet, auch bei uns zu übernachten und Monoski zu fahren.

Zum Schluss noch etwas persönliches:
Wie sehen Ihre Träume oder Wünsche für die Zukunft aus? Gibt es etwas was Sie unbedingt machen oder erreichen wollen?

Es gibt noch vieles dass ich erreichen möchte. Ich verrate Ihnen aber nicht alles…. :-)

Vielen Dank für das Interview!!

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