Martin Ebster

Direktor Tourismusverband St. Anton am Arlberg

St. Anton am Arlberg: Die fünftgrößte Skiregion der Welt

Martin Ebster

Direktor Tourismusverband St. Anton am Arlberg
Martin Ebster ist seit Juli 2005 der Direktor des Tourismusverbandes St. Anton am Arlberg. Vorher war er insgesamt 17 Jahre Sales Manager aller Krankenhäuser Österreichs in der Pharmaindustrie.
Sehr geehrter Herr Ebster,
Sie bezeichnen sich selbst als die „Wiege des alpinen Skilaufs“. Was hat es damit auf sich?

St. Anton am Arlberg nimmt nicht für sich in Anspruch das Skifahren erfunden zu haben. Dies ist in China oder Norwegen um Jahrhunderte vorher geschehen. Allerdings ging von Anfang des 20. Jahrhunderts der Fortschritt der alpinen Skitechnik immer vom Arlberg aus. Auf St. Antoner Seite war dies vor allem Hannes Schneider, der 1907 der erste Skilehrer war, die Arlberg Technik entwickelt und weltweit propagiert und zudem 1921 die erste Skischule weltweit gegründet hat. In der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts waren es die „Skipäpste“ Prof. Stefan Kruckenhauser und Prof. Franz Hoppichler, die im Bundessportheim (der Ausbildungsstätte der Österreichischen Skilehrer) in St. Christoph gewirkt haben. Sie waren verantwortlich für diverse Techniken (z.B. das Wedeln), die von St. Anton und St. Christoph aus rund um die Welt gegangen sind.

St. Anton ist in der ganzen Welt bekannt. Wie schaffen Sie es, die Bedürfnisse der internationalen Gäste zu befriedigen?

Die Internationalität ist ein wichtiger Teil des Images von St. Anton am Arlberg. Die lange Tradition im Tourismus und im alpinen Skilauf führte dazu, dass wir in jedem Monat Gäste aus mindestens 50 verschiedenen Nationen bei uns begrüßen dürfen. Das wichtigste Merkmal, um unsere internationalen Gäste zufriedenzustellen, ist Qualitätsgarantie und gelebte Tiroler Gastfreundschaft. Die Qualität muss in allen Bereichen (Skigebiet, Liftanlagen, Erreichbarkeit, Gastronomie, Hotelerie, Sportfachhandel etc.) gewährleistet sein, denn die Ansprüche der Gäste aus all den Nationen sind sehr vielfältig. St. Anton am Arlberg versucht sich hier ständig neu darauf einzustellen.

Würden Sie sagen, dass die unterschiedlichen Nationen jeweils mit verschiedenen Erwartungen zu Ihnen kommen?

Durchaus, und deshalb ist bei allen Beteiligten interkulturelles Management gefragt, was nicht immer ganz einfach auf alle Nationen anwendbar ist.

Wiege des alpinen Skilaufs
Das Freizeitangebot im Winter in Ihrer Region erscheint auf den ersten Blick sehr sportlich. Welche Möglichkeiten haben weniger fitte Menschen, ihren Urlaub bei Ihnen zu verbringen?
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©ABBAG

St. Anton am Arlberg ist, vor allem aufgrund der Weite unseres Skigebietes, sicherlich eine Destination für den sportlichen Gast jeden Alters. Für Gäste, die sich nicht ständig sportlich betätigen wollen, bieten wir ein vielfältiges Angebot, um den Urlaub zu genießen. Angefangen bei all den kulinarischen Möglichkeiten in unseren Dörfern, aber auch am Berg, über einen Besuch in einer unserer Wellnessarenen (ARLBERG-well.com; Wellnesspark Pettneu), dem Museum St. Anton, diversen Galerien sowie der Kunst- und Konzerthalle arlberg 1800, sind vor allem die Winterwanderwege, die Rodelbahnen oder die Möglichkeit von Schneeschuhwanderungen hervorzuheben. Auch eine romantische Pferdeschlittenfahrt rund um St. Anton oder ins idyllische Verwalltal ist bei den Gästen sehr beliebt.

Auf Ihrer Seite schreiben Sie, dass die Wintersaison 2016/17 einen Wendepunkt in der Geschichte Ihrer Region darstelle. Inwiefern? Was hat sich genau verändert?

Der Arlberg ist seit 1981 durch einen gemeinsamen Skipass verbunden. Dies hat jedoch bis zum heutigen Winter nicht für die Liftverbindungen im Skigebiet gegolten. Für Gäste, die von St. Anton nach Lech/Zürs – oder umgekehrt – fahren wollten, war immer die Nutzung eines Bustransfers notwendig. Dies bedeutete Zeitverlust, Ärgernis, ca. 120 Busfahrten am Tag (mit allen ökologischen Auswirkungen) und das Gefühl, für kurze Zeit das Skigebiet verlassen zu müssen. Dies ist seit diesem Winter Geschichte! Die fünf Orte am Arlberg St.Anton, St.Christoph, Stuben, Zürs und Lech sind lifttechnisch komplett verbunden und schließen sich zum größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs (fünftgrößtes der Welt) zusammen. Pläne für diese Verbindung gab es seit Jahrzehnten, mit dem heurigen Winter geht der Traum der Realisierung in Erfüllung.

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© Josef Mallaun

Inwieweit setzen Sie mit Hinblick auf Ihr touristisches Angebot auf Interaktivität? Kann ich mir Neuigkeiten zur Region beispielsweise direkt auf dem Smartphone anzeigen lassen?

Digitalisierung und Interaktivität sind die Schlagworte der Zukunft und eine Tourismusdestination muss sich danach richten. St. Anton bietet nicht nur im Ort, sondern auch auf den Bergen kostenloses WLAN an, um unseren Gästen die Möglichkeit zu geben, jederzeit mit dem Internet verbunden sein zu können. Zudem gibt es ein Projekt mit den Angeboten von „Augmented Reality“, unseren Gästen den Ort, die Geschichte und die Informationen im Museum näher zu bringen. Eine App für Smartphones und Tablets gibt es bereits seit mehreren Jahren, hier ist jedoch geplant, eine kommplett neue Programmierung zu übernehmen, um die Informationen und die Möglichkeiten der Interaktivität entscheidend zu steigern. Eine zusätzliche App, die ebenfalls viele Anwendungen bietet, ist die App der Arlberger Bergbahnen. Die interkative Karte auf der Website des Tourismusverbandes ist ein weiteres Tool, das sehr intensiv genutzt wird. Auch Informationen über Loipenzustand und Begehbarkeit der Winterwanderwege sind für die Gäste über QR-Code abrufbar.

Internationalität ist ein wichtiger Teil des Images
Auch der „Run of Fame“ wird seitens der Urlauber immer wieder gelobt? Was erwartet die Touristen hier?

Bezugnehmend auf die obigen Ausführungen des Skigebietszusammenschlusses ist der Run of Fame eine Möglichkeit, den Gästen auf einer Skirunde durch das ganze Skigebiet die große Weite von Ski Arlberg aufzuzeigen. Die Verbindung zwischen dem nördlichsten (Talstation Warth) und dem südlichsten Punkt des Gebietes (Bergstation Riffl 2 am Rendl) ergibt eine Runde von 65 Kilometern und 18.000 zu bewältigenden Höhenmetern. Wir wissen, das solche Herausforderungen für unser sportliches Publikum eine Freude sind und haben zudem noch die Möglichkeit, den Gästen das ganze, große und variantenreiche Gebiet zu zeigen.

Bild_300_300_Mallaun_Josef© Josef Mallaun

INFOBOX

Die Region St. Anton am Arlberg zählt zu den schneesichersten Wintersportregionen der Alpen und bietet neben einer gigantischen Gipfelwelt alle Annehmlichkeiten einer internationalen Urlaubsregion, die gekennzeichnet ist durch herzliche Gastfreundschaft und Tiroler Tradition ebenso wie durch Internationalität und Weltoffenheit. Für seine alpine Schönheit, die Schneesicherheit bis in die Orte und die ausgezeichneten Pistenverhältnisse ist der Arlberg seit jeher bekannt. 87 modernste Bahnen und Lifte bieten höchsten Standard bei Sicherheit und Komfort. Richtungsweisend ist auch die ARLBERG-CARD, der wiederverwendbare High-Tech-Skipass, der berührunglos die Skilift-Zugänge öffnet. 305 km markierte Abfahrten für jedes Können, sportliche Herausforderungen auf 200 km Varianten im freien Gelände, Snowboard-Funparks, Carving Areas, permanente Rennstrecken und viele gemütliche Treffpunkte sorgen für Abwechslung und Vergnügen.
Quelle: http://www.stantonamarlberg.com/de/

Welches ist, bezogen auf die Vorbereitung einer Saison, für den Tourismusverband die größte Herausforderung?

Die Herausforderungen liegen hier sicherlich bei den Unternehmen. Vor allem die Qualitätssicherung, ständige Erneuerung sowie die Suche und Verpflichtung von Arbeitskräften sind jährlich wiederkehrende Aufgaben. Für den Tourismusverband liegen die Herausforderung zum einen bei der intensiven Bewerbung der Region auf bis zu 32 internationalen Märkten, zum anderen die Vorbereitung und Organisation von Winterveranstaltungen (Stanton Ski Open, Skirennen, Skishows, New Orleans Festival, Kultrennen „Der Weiße Rausch“ etc.) Hinzu kommen die ständige Aktualisierung von Websites (vor allem im Bereich der Online Buchbarkeit) sowie den Angeboten der Sozialen Medien, um die Aufmerksamkeit beim Gast zu steigern und die Produktion von Informations- und Werbematerialien.

Die Flexenbahn wurde neu erbaut. Was bietet diese Entscheidung den Touristen in Ihrer Region?

Auch hier beziehe ich mich auf die Aussagen zur Skigebietsverbindung. Die Flexenbahn ist das Herzstück dieses Projektes und ermöglicht es dem Gast (zusammen mit drei weiteren modernen Kabinenbahnen), die Ost- und Westseite des Arlbergs schnell, unkompliziert, in geheizten Kabinen und mit einem grandiosen Panorama zu erreichen. Zudem fallen – wie schon gesagt – bis zu 120 Busfahrten täglich weg, die nicht nur ein zusätzliches Verkehrsaufkommen sondern auch die zwangsläufig damit verbundene Schadstoffbelastung mit sich gebracht haben.

Welche Angebote halten Sie für Fans des Freestyles bereit?

Auf dem Hauptskiberg Galzig gibt es einen Funslope für jedermann/frau. Die Hauptattraktion befindet sich jedoch auf der Südseite des Skigebietes am Rendl. Dort wird während der gesamten Wintersaison der Stanton Park, eine Freestyle-Arena mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden gewartet, der zudem auch interessierten Zusehern perfekte Möglichkeiten bietet. Bei der Skishow „Schneetreiben“, die jeden Mittwoch im WM-Zielstadon stattfindet, erhalten die Zuseher bei den Vorführungen des New School Teams des Skiclubs Arlberg Einblick in die moderne Welt der Freestyler.

Vielen Dank für das Interview!
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