Laura Grasemann
Laura Grasemann über Ihre Karriere im Freestyle-Ski
wie passt ein Studium der molekularen Biotechnologie zum Freestyle Ski-Fahren?
Das Studium der molekularen Biotechnologie hat wenig mit Ski Freestyle gemein. Dennoch, oder gerade deshalb ergänzen sich das Studium und der Freestyle Sport, da für mich das Studium ein Ausgleich zum Sport und der Sport ein Ausgleich zum Studium ist.
Die Olympischen Spiele 2014 waren schon unglaublich beeindruckend. Olympische Spiele haben ihr ganz eigenes Flair. Aber auch das Weltcupfinale 2016 in der Moskauer Innenstadt war ein unbeschreibliches Erlebnis und es hat ungemein Spaß gemacht, auf dieser Rampe mitten in der Stadt vor einem tollen Publikum und in einer genialen Atmosphäre Ski zu fahren.
Jeder Sportler sollte es sich gut überlegen ein Studium oder Ausbildung abzubrechen. Ausbildung oder Studium und Leistungssport können sich sehr gut ergänzen. Für mich ist es beruhigend zu wissen, ein zweites Standbein zu haben. Nur wenige Sportler haben die Möglichkeit nach der Karriere von dem zu leben, was sie während Ihrer sportlichen Karriere verdient haben. Die duale Karriere ist allerdings nicht jedermanns Sache. Wer sich dieser Doppelbelastung nicht aussetzen möchte, empfehle ich, im Studium oder Ausbildung erstmal zu pausieren, oder auf ein Minimum zurück zu fahren, um dann die Möglichkeit zu haben, die Ausbildung/Studium später zu beenden. Die Universitäten sowie viele Unternehmen sind da meist kooperativ. Es gibt immer noch ein Leben nach Sport.
Generell versuche ich vor allem das Positive zu sehen. Auch wenn nicht alle Wettkämpfe so liefen, wie ich mir das vorgestellt habe, nehme ich für mich die Dinge mit, die ich daraus gelernt habe: Ich nehme mit, wie ich mich im Laufe der Saison gesteigert habe und zu meiner alten Form zurück gefunden habe. Ich nehme mit, dass ich oft am Wettkampftag meine beste Leistung auf einer Piste abrufen konnte und dass ich Schwierigkeiten gemeistert habe. Als besonderes Erlebnis behalte ich die Weltmeisterschaft in der Sierra Nevada in Erinnerung. Das war schon ein toller Wettkampf.
Mit meinen Kooperationspartnern muss ich mich identifizieren können. Wechselseitiges Vertrauen ist die Grundlage einer guten Zusammenarbeit. Die Chemie zwischen den Partnern muss stimmen. Für mich ist auch wichtig, dass ich von den Produkten meiner Sponsoren überzeugt bin und diese nach bestem Wissen und Gewissen weiterempfehlen kann.
INFOBOX
©Florian Schöllhorn
Ihre Erfolge sprechen für sich:
Weltcup:
8. Platz Weltcupfinale Moskau (2016)
9. Platz Tazawako (2016)
13. Platz Calgary (2015)
12. Platz Lake Placid (2015)
12. Platz Calgary (2014)
Weltmeisterschaften:
11. Platz Sierra Nevada Single (2017)
9. Platz Kreischberg Single (2015)
11. Platz Kreischberg Dual (2015)
Juniorenweltmeisterschaften:
7. Platz Single Valmalenco (2012)
5. Platz Dual Valmalenco (2012)
Olympische Spiele:
22. Platz Sochi (2014)
Europacup:
9 Podiumsplätze, davon 5 Siege und 4 2. Plätze
3. Platz Gesamtwertung (2009)
Deutsche Meisterschaften:
10x Deutsche Meisterin bei den Damen
4x Deutsche Meisterin bei den Juniorinnen
2x Deutsche Schülermeisterin
Deutschlandpokal:
27 Podiumsplätze, davon 18 Siege
3x Gewinnerin der Gesamtwertung
Sonstige Erfolge:
Finalistin zum „Sportstipendiat des Jahres“ 2015
Sportlerin des Jahres der Stadt Wiesloch 2011 und 2014
Viessmann Newcomerin des Jahres 2008
Quelle: http://www.laura-grasemann.de/
Ich bin bereits mitten in der Vorbereitung auf Olympia :) Vor den Spielen gebe ich auf jeden Fall noch einmal Vollgas in sportlicher Hinsicht. Es stehen viele Trainingslager an und auch im physischen sowie mentalen Bereich arbeite ich hart. Bezüglich der Dualen Karriere werde ich die Gewichtung eindeutig zugunsten des Sports verlagern.
Jedes Jahr ehrt die Deutsche Sporthilfe und die Deutsche Bank Leistungssportler, die gleichzeitig ein Studium absolvieren, in beiden Bereichen Außergewöhnliches erreicht haben und damit den Spagat zwischen Studium und Sport erfolgreich praktizieren. Von den 5 Finalisten wählt die Öffentlichkeit seinen Favoriten zum Sportstipendiat des Jahres. Das Schöne an dieser Wahl/Ehrung ist, dass beide Karrieren berücksichtigt werden. Hier wird gerade die Doppelbelastung von Studium und Sport gewürdigt und belohnt, denn vielen ist nicht bewusst, was das für ein Aufwand ist. Der „Sportstipendiat des Jahres“ rückt eben diese Doppelbelastung in den Fokus.
Ein klassischer Trainingstag beim Skifahren beginnt mit einem Frühstück. Am liebsten Haferflocken mit Banane, dazu ein Glas Orangensaft und ein Kaffee. Wir fahren zum Skigebiet meist gemeinsam. Je nach Gegebenheiten wäre ich mich in einer Gaststätte am Berg oder im Tal noch auf. Aufwärmen und Skifertig machen geht meist ca. eine Stunde. Am Berg geht es los mit einer „course inspection“, d.h. alle Athleten rutschen die Piste ab und inspizieren die Piste. Danach folgt eine Aufwärmfahrt auf der Piste und das Training geht los. Nach dem Training gibt es eine Mittagspause und eine kurze Erholungs- und Verdauungsphase, bevor das Nachmittagstraining beginnt. Hier wird Wert auf Regenration, Schnelligkeit und Stabilitätsübungen gelegt. Abends wird zusammen gekocht und gegessen. In den Trainingspausen ziehe ich mich oft zum Lernen zurück.
Klar – eine olympische Medaille :)
Ich gehe regelmäßig zu meinem Mentaltrainer und mache seit diesem Jahr Yoga. Außerdem hilft die Kombination aus Studium und Sport hierbei.